Das Fecht-Gärtel und die Familie Fecht

Während seiner Amtszeit in Graben fiel der 2. Koalitionskrieg (1799 – 1801) und Graben war Tummelplatz der österreichischen wie auch der französischen Truppen.
Durch Verhandlungsgeschick und Diplomatie erreichte Gottlieb Bernhard, dass nicht nur in seiner Amtsgemeinde, sondern auch in der ganzen Umgebung die Führer der Truppen die Neutralität beachteten und das Land schonten.

In Anerkennung dieser Leistung wurde Gottlieb Bernhard zum Oberkriegskommissär ernannt und mit dem Abschluss der Verpflegungsverträge betraut, was sehr zum Vorteil der Grabener Bevölkerung war.

Wie schon an anderer Stelle dargelegt, genoss Gottlieb Bernhard große Hochachtung durch den Markgrafen Karl Friedrich, welcher dies auch bei jedem Besuch in Graben deutlich machte.

Im Jahr 1811 starb sein fürstlicher Gönner, Großherzog Karl Friedrich und sein Enkel Karl folgte ihm auf den Thron.

Im Jahr 1818 erhielt Baden seine erste Verfassung. Siehe auch:  https://de.wikipedia.org/ wiki/Badische_Verfassung_(1818)
Diese Verfassung hatte zwei Kammern vorgesehen.

Die 2. Kammer sollte mit Mitgliedern besetzt werden, die vom Volk gewählt wurden.
Im Jahr 1819 wurde Gottlieb Bernhard durch das Volk als Mitglied der 2. Kammer gewählt.

Gottlieb Bernhard war ein sehr freisinnig denkender Mensch und ist dies auch sein ganzes Leben lang geblieben.

Gottlieb der Politiker

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Seine Reden zeichneten sich durch Urwüchsigkeit, Wärme und schlagende Beweisführung aus, dabei unterstützte ihn sein tiefes, kräftiges Organ und seine hohe männliche Gestalt.

Aber genau diese Freisinnigkeit seiner Reden und Ideen war ein Dorn im Auge des mittlerweile an der Macht befindlichen Großherzogs Ludwig.
Als Gottlieb Bernhard im Jahr 1822 sich gegen die Höhe des Militär-haushalts aussprach und es schaffte, am 10. Januar 1823 die 2. Kammer mit einer seiner gewaltigsten Reden ebenfalls davon zu überzeugen, wurde auf die dann folgende Abstimmung hin die 2. Kammer aufgelöst.


Gottlieb Bernhard wurde von Großherzog Ludwig durch Kabinettsbefehl seines Amtes als Dekan enthoben, wodurch auch sein Dekanatsgehalt entfiel.
Zusätzlich wurde er einer demokratischen Feindschaft gegen das Fürstenhaus beschuldigt, was ihn 1824 veranlasste seine „Predikten und deren geschichtliche Veranlassung“ drucken“ zu lassen - und zog sich dann aus dem politischen Leben zurück.

Im Jahr 1830 verstarb Großherzog Ludwig und an seine Stelle trat Großherzog Leopold.
Umgehend wurde Gottlieb Bernhard wieder in sein Amt als Dekan eingesetzt und als 1831 in Baden ein neuer Landtag in aller Freiheit gewählt wurde, wurde auch Gottlieb Bernhard wieder in die 2. Kammer gewählt.
Selbst die katholische Stadt Konstanz betraute ihn, den evangelischen Geistlichen, 1841 mit einem Mandat.
Mit 70 Jahren legte Gottlieb Bernhard sein Mandat aus Gesundheitsgründen nieder.
In den letzten Jahren seiner Landtagstätigkeit wurde er von den Abgeordneten gern „Vater Fecht“ genannt (siehe auch Pokalinschrift)
Seine Abgeordnetentätigkeit im Badischen Landtag war jedoch nur ein kleiner Teil seines gesamten Schaffens, das auf das Wohl der Gemeinde Kork und der dort lebenden Menschen ausgerichtet war.

Seine politischen Freunde des Wahlkreises Tryberg-Hornberg schenkten ihm zum Abschied einen Pokal.

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Bild: Familienfoto

Inschrift des Pokals lautete:
Dem vielbewährten Volksvertreter G. B. F e c h t, die dankbaren Gemeinden des Wahlkreises Tryberg-Hornberg.

FREIHERZLICH
GEDACHT GEMEINT

Der da ficht für das Licht,
Treu und ächt für das Recht!
Unserm Vater Fecht

© Bernd Meyer-Brockel