Das Fecht-Gärtel und die Familie Fecht

Johannes Fecht

    geb.:  15.12.1636 in Sulzburg
   gest.: 05.05.1716 in Rostock
°°  1667 Magdalena Obrecht

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Quelle: Familienfoto aus dem Familienarchiv

Johannes Fecht, geboren in Sulzburg, war einer der Söhne von Johannes Fecht, Münsingen.
Er fand im Jahr 1689 die Originalprotokolle des sogenannten „Emmendinger Religionsgespräches“ (siehe weiter unten), bearbeitete sie und sorgte dafür, dass sie der Nachwelt bis heute in gedruckter Form erhalten blieben.

Im Alter von 16 Jahren - nach Abschluß der Lateinschule in Rötteln - begab sich der 16-jährige Johannes Fecht nach Durlach.
Er hatte dort im Jahr 1653 einen der begehrten Plätze im markgräflichen „Gymnasium Illustre" erhalten.
Danach setze er 1655 seine Studien in Straßburg fort.
Er studierte Philosophie, Philologie, Geschichte und Theologie.
Er wohnte im Haus des Advokaten Georg Obrecht. Maria Magdalene, dessen Tochter, hatte Johannes so sehr beeindruckt, dass er sie im Jahr 1667 heiratete.

Von 1661-1666 findet man ihn in den Matrikeln namhafter deutscher Universitätsstädte, in Heidelberg, Tübingen, Jena, Leipzig und Wittenberg. In Gießen erwirbt er 1666 das Lizenziat.
Danach kehrt er nach Baden zurück. Er erhält im selben Jahr eine erste Pfarrstelle an der Denzlinger Georgskirche und wird - als Adjunkt seines Vaters - Vorsitzender der Regionalsynoden.

Der Markgraf Friedrich VI. berief Johannes Fecht als Professor für Hebräisch und Philosophie an das Durchlacher Gymnasium und 1669 war er bereits Kirchen- und Konsistorialrat, Oberhofprediger, sowie Professor für Theologie.

Johannes Fecht war Oberhofprediger in Emmendingen und folgte 1690 dem Ruf des Herzogs von Mecklenburg nach Rostock, wurde dort Ende 1691 Doktor der Theologie und ab 1694 Professor der Theologie mit eigenem Lehrstuhl in Rostock.

Er war wohl der gelehrteste, berühmteste und literarisch produktivste Mann unserer Familie. Die Zahl seiner größeren und kleineren Arbeiten von 1656 an bis 1716 ist nahezu 200.

Johannes Fecht verstarb im Mai 1716 in Rostock.
 

Das “Supplementum

Seit Jahren hatte Johannes Fecht freien Zugang zum Durlacher Staatsarchiv. Hier stieß er auf diese wertvollen Dokumente.
Er war sehr interessiert an der Epoche der konfessionellen Konflikte des ausgehenden 16. Jahrhunderts.

Das beweist das "Supplementum" von 1684, ein umfangreiches kirchengeschichtliches Werk, in dem er auf über 1.100 Seiten den Briefverkehr zwischen bedeutenden Persönlichkeiten des Reformationsjahrhunderts dokumentierte und dem Vergessen entriss.

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(Quelle,: Siehe auch: http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/fecht1684 )
Einen Überblick über die Veröffentlichungen von Johannes Fecht findet Ihr auch unter:
http://www.prdl.org/author_view.php?a_id=1606&s=0&limit=500

Man kann nur mit großer Anerkennung auf die Lebensleistung von Johannes Fecht blicken. Mit Recht haben die Sulzburger nach ihrem verdienstvollen Bürger eine Straße benannt.

Die wohl größte und wichtigste Lebensleistung war die Aufbereitung der Protokolle des „Emmendinger Religionsgesprächs von 1590“.

Zur Erläuterung: Ein Religionsgespräch ist eine Unterredung oder ein Streitgespräch zwischen Menschen verschiedener Religionen oder innerreligiöser Gruppen (Konfessionen) über religiöse Streitfragen aller Art. (Wikipedia).

Im „Emmendinger Religionsgespräch“ trafen die  Vertreter der evangelischen und katholischen Kirche aufeinander.

Markgraf Jakob III. hatte das Religionsgespräch einberufen, um Klarheit über die Frage zu erhalten, welche der beiden Konfessionen nun Recht habe. Das Colloquium fand im damaligen Kapitelhaus auf dem Schlossplatz vom 13. bis 17. Juni 1590 statt.

Welche Interessen kollidierten hier?
1.Es ging zunächst um eine persönliche Glaubensentscheidung für Jacob III.
2.Abhängig davon war nach dem "cuius regio, eius religio"-Grundsatz die zukünftige Glaubensrichtung in der Markgrafschaft.
3.So trieb die 28 Pfarrer und Diakone in der „Superintendentz Hachberg“ eine große Furcht vor einer möglichen existentiellen Notlage um. Würde Jacob katholisch werden, so hätten sie und ihre Familien in Hachberg keine Zukunftsperspektive. Das genau bestätigt Johannes Fecht in seiner "Historia": "Sie würden dann in ein beweinenswertes Exil getrieben." Vertriebene Pfarrersfamilien hatten es damals schwer, weil in den evangelischen Ländern nach 1556 fast sämtliche Pfarrersstellen mit zumeist jüngeren Leuten auf lange Zeit besetzt waren.

Markgraf Jakob III., der dieses Gespräch veranlasst hatte, tritt wenige Wochen später zum katholischen Glauben über.
Allerdings währte der Übergang zum katholischen Staatsreligion nur kurz.. Schon am 17. August 1590 starb Markgraf Jakob III. an einer Arsenikvergiftung.

Die Protokolle dieses Gesprächs lagerten mehr oder weniger ungeordnet im Staatsarchiv in Durlach.
 

Das Emmendinger Religionsgespräch

Im Durlacher Archiv fand er auch die Originalprotokolle vom Emmendinger Religionsgespräch von 1590. Dieses Religionsgespräch war bereits in Vergessenheit geraten.

Johannes Fechts Sprach- und Geschichtskenntnisse qualifizierten ihn geradezu, diese Akten auszuwerten. Er nahm die Faszikel mit nach Hause. Zum Glück für die Nachwelt.

Denn am 15. August 1689 wurde Durlach von den Franzosen komplett niedergebrannt, darunter auch das Staatsarchiv.
Johannes Fecht hielt sich derweil in Wildbad auf, wohin er mit seiner Frau und den sieben Kindern geflohen war.

Er hatte einen Freund vor seiner Flucht noch bitten können, möglichst viel von seiner Privatbibliothek und die auf dem Schreibtisch liegenden Archivalien vom Emmendinger Religionsgespräch im Kellergewölbe seines Hauses zu verstecken.
Nach dem Inferno kehrte Fecht kurz nach Durlach zurück und nahm die unversehrten Reste der Bibliothek an sich.

In der erzwungenen Muße - inzwischen in Calw - machte er sich an die Transkription. Durlach mit allen für ihn gewohnten Betätigungsfeldern lag auf Jahre hin am Boden. Von seinen Titeln Badischer Rat, Hofprediger, Theologieprofessor oder Generalsuperintendent konnte sich Johannes Fecht in Baden nicht mehr ernähren.

Johannes Fecht hat im Jahr 1694 als erster das Gesprächsprotokoll im genauen Wortlaut veröffentlicht.

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Das Titelblatt zum Buch von Johannes Fecht: Emmendinger Religionsgespräch von 1590
 

Sub Auspiciis

Abschließend noch ein weiteres Beispiel der außerordentlichen Leistungen und der Veröffentlichungen von Johannes Fecht vom 4. Juni 1707, also während seiner Rostocker Zeit.

Eine Ausgabe des Büchleins, wie viele andere Dokumente und Schriftstücke befinden sich im Besitz der Nachfahren der Familie Gottlieb Bernhard Fecht.

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Quelle: Familienarchiv

© Bernd Meyer-Brockel